Montag, 21. März 2011

TRICKY WOMEN Animated Documentaries 2 - Stories About Surviving

Das Programm Geschichten vom Überleben kuratiert von Annegret Richter versammelt Kurzfilme, die jeweils mit verschiedenen Gräueln der Vergangenheit und Gegenwart umzugehen versuchen. Erinnern, erzählen, aufzeigen und verarbeiten. Die Zugriffe in die Geschichte reichen von der persönlichen Erinnerung bis hin zur Adaption autobiografischer Bücher.

Wo begegnet uns das Überleben? Wo ist es in unsere Geschichte eingeschrieben? Wie können wir damit umgehen ohne uns darin zu verlieren?

"Flashbacks From My Past: 
Departure"  Irra Verbitsky

Mehrere Animationen beschäftigen sich mit dem Holocaust und so unterschiedlich ihr persönlicher Zugang ist, so verschieden ist auch ihre Qualität. Die erstickende Gegenwart der Geschichte und die unaufhaltsame Aufforderung sich mit ihr zu beschäftigen führt scheinbar zu einer Ehrfurcht aller Bilder, die sie verhandeln. Doch nicht jeder Film über den Holocaust ist deshalb gut weil die erzählte Geschichte grausam ist. Die kollektive Ohnmacht angesichts der unfassbaren Vergangenheit erschwert den kritischen Umgang mit ihrer filmischen Darstellung. Die beiden Filme „Flashbacks From My Past“ (2003/2005) von Irra Verbitsky sind nicht mehr als ihre Titel versprechen: Fragmente der Erinnerung. Bilder und Stimmen vom Schrecken verweisen auf nichts als sich selbst.
"I Was A Child Of Holocaust Survivors"
Ann Marie Fleming

Hervorstechend in dem Programm ist jener Film, der es auch eröffnet. „I Was A Child Of Holocaust Survivors“ (2010) von Ann Marie Fleming ist die Adaption des Buches von Bernice Eisenstein.
Der Respekt gegenüber dem großartigen Buch, die Achtung vor der erzählten Geschichte und der Anspruch einen eigenständigen Film daraus zu machen bringt die Regiesseurin zu einem sehr durchdachten, wunderschön komponierten und feinfühligen Animationsfilm. Hier wird Reflexion, Humor und unaufhaltsame persönliche Beschäftigung so miteinander verknüpft, dass im Heute eine produktive und sehr berührende Auseinandersetzung stattfinden kann.

"Slavar/Slaves"
Hanna Heilborn und David Aronowitsch
In „Slavar/Slaves“ (2008) von Hanna Heilborn und David Aronowitsch wird die Animation zu einer Technik, dem dokumentarischen Format eine neue Identifikationsmöglichkeit zu geben indem das Ausstellen von Realbildern und ihrer eingeschriebenen Wirklichkeitsfaktor umgangen wird. Basierend auf einem Interview verhandelt der Film das Thema der Kindersklaverei im Sudan.

"A Conversation With Haris"
Sheila M. Sofian
Im Gegensatz zu der hier dokumentierten Art des Interviews, das versucht einen sensiblen und doch ehrlichen Weg zu finden Kinder ihre Geschichte erzählen zu lassen, scheitert „A Conversation With Haris“ (2001) von Sheila M. Sofian genau an dieser Gradwanderung. Ein kleiner Junge wird nicht nur über seine Erfahrungen aus dem bosnischen Krieg befragt sondern auch zu den großen Themen der Gerechtigkeit und Menschlichkeit. Die helle Kinderstimme, die uns erzählt, dass Menschen so etwas nicht tun dürften, grenzt meiner Ansicht nach gefährlich nahe an ein Instrumentalisieren von Kindern, deren plakative Unschuld zum Transportieren von Emotionalität benutzt wird.

Insgesamt hinterließ das Programm inhaltlich einen Nachgeschmack der Sättigung, dessen Grad natürlich je nach Generation variiert. Grundlegend jedoch Animation in einem dokumentarischen Kontext einzusetzen und mit persönlicher Handschrift Geschichte neu,- bzw. nachzuzeichnen eröffnet eine Welt, die reich ist an Möglichkeiten dokumentarisches zu verhandeln.
(Berenice Hebenstreit)

http://www.trickywomen.at/festival/programm/animated-documentaries-2/

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